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Letzte Aktualisierung: 23.3.2013

 

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Handpumpen

Der Verein finanzierte mit dem "Runden Tisch", Hückelhoven, und einem weiteren Partner 3 Handpumpen, die von IRPAA installiert wurden. Dies sind die ersten Pumpen dieser Art in Lateinamerika!

Hier der Abschlussbericht:

Instituto Regional da Pequena Agropecuária Apropriada - Irpaa
Juazeiro – Bahia
Brasil

Die Wasserversorgung, vor allem für die ländliche Bevölkerung im rund 900.000 km2 brasilianischen semi-ariden Gebiet, ist eines der Hauptprobleme der Region. Wassermangel provoziert die Abwanderung ganzer Dörfer in die Elendsviertel der Großstädte, schlechte Wasserqualität ist die größte Todesursache unter Kindern, und die für den Lebensunterhalt wichtigen Tierherden verdursten in Trockenjahren regelrecht.

Als wichtige Wasserquelle wird jetzt immer mehr das Regenwasser verwendet, so zum Beispiel das Sammeln in abgeschlossenen Betonzisternen. Die Wasserquelle Regenwasser hat aber ihre Grenzen, sei es wegen der Schwierigkeit größere Mengen auf hygienische Weise aufzubewahren und vor der starken Verdunstung zu schützen (potentiell bis zu 3.000 mm pro Jahr bei einem mittleren Niederschlag von 700 mm), oder wegen der oft unvorhersehbaren monatelangen Trockenperioden, in denen die Regenwasserbehälter leer werden. Ein Brunnen ist dann die sichere Wasserversorgung und liefert auch das in weitaus größeren Mengen für die Tierherden notwendige Wasser.

Bei der Planung der Wasserversorgung soll aber keineswegs einseitig gedacht werden: Alles auf Brunnen oder alles auf Zisternen setzten. Um ausgeglichen zu sein, müssen sowohl Zisternen fürs Regenwasser gebaut werden, Brunnen das Grundwasser schöpfen und offene, tiefe Erdbecken Wasser für die Tiere und das Brauchwasser für die Menschen liefern. Siehe auch: http://www.irpaa.org.br/ebook/startseite.htm, besonders S. 13 ff.

Technologien für den Zisternenbau sind ausreichend vorhanden und auch das know how, wie man gute Wasserlöcher gräbt, ist bekannt. An Pumpen gibt es aber kaum was Rechtes. Da sind einmal die Fächerwindradpumpen, auf ihren hohen Eisentürmen, die an Szenen aus dem amerikanischen Wilden Westen erinnern oder stämmige gusseiserne Schwengelpumpen, deren Technologie aus der Zeit der deutschen Einwanderung in Südbrasilien stammt. Oder dann eben hochmoderne elektrische Unterwasserkreiselpumpen, die ein Dieselaggregat für Dreiphasenwechselstrom benötigen. Auch wurden schon Modelle installiert, wo Unterwasserpumpen von PC gesteuerten Solarzellen betrieben werden.

Fördermenge in Relation zur FörderhöheIm semiariden Gebiet gibt es tausende Brunnenbohrlöcher, von Regierungsprogrammen meist in Trockenjahren angelegt, 40 bis 80 m tief, die der Bevölkerung nicht dienen, weil wegen geringer Wassermenge die Installation einer Pumpe nicht rentiert, Windräder festgelaufen sind, oder niemand die Dieselkosten bezahlen kann. Eine gute Handpumpe wäre die ideale Lösung für die meisten Fälle. Im allgemeinen ist die Wassermenge im kristallinen Bereich (80 % der semiariden Region) in der Tat gering - 800 bis 1.000 l/Stunde, aber ausreichend für das umliegende Dorf. Ein weiteres Problem sind die meist im Wasser vorhandenen Salze, die die Pumpenteile angreifen, besonders die hier immer verwendeten verzinken Eisenrohre, die in wenigen Jahren korrodieren.

Es war im Jahr 1996, als uns Ing. Jean Gerard Pankert, Misereor, Aachen, von einer in Afrika sehrExplosionszeichnung einer Pumpe erfolgreichen Pumpe erzählte. Es sei dies die Volantapumpe, in Holland hergestellt und seit rund 15 Jahre in der Praxis erprobt. Sie wurde von holländischen freiwilligen Technikern, mit Unterstützung der holländischen Regierung entworfen und ist nicht patentiert. Der Leitgedanke bei der Planung der Pumpe war es, ein einfaches, aber widerstandsfähiges Konzept zu entwickeln, das einen Lebenshorizont von 50 Jahren besitzt und leicht und billig von der lokalen Bevölkerung instand gehalten werden kann. Nach internationaler Expertenansicht ist sie wahrscheinlich die zuverlässlichste Handpumpe für ein Brunnentiefe bis zu 100 Metern am Markt.

Die fabriksmäßige Herstellung hat die Fa. Jansen Venneboer Groep b.v., in Wijhe, Holland übernommen, ein mittelständisches Unternehmen, das auf Wasserbauten, Schleusen und Stahlkonstruktionen spezialisiert ist.

Die Verbreitung der Pumpe, Beratung und Begleitung, geschieht von der Rural Water Systems, einer holländischen NGO, http://www.handpump.org/, dessen Vertreter Paul van Beers, ein ehemaliger Entwicklungshelfer, wir später kennenlernten.
Konstruktionsmerkmale:

  • sämtliche Bauteile sind entweder aus nicht rostenden Metalllegierungen oder aus Kunststoff gefertigt;
  • der Pumpmechanismus ist seitlich des Bohrloches angeordnet, was bei der Montage und bei Instandhaltungsarbeiten sehr wichtig ist;
  • der Pumpenkolben besitzt keine Leder- oder Gummiteile. Untersuchungen zeigten, das die bei den meisten Handpumpen vorhandenen Gummidichtung der Kolben, das anfälligste Teil ist, das jedes Jahr gewechselt werden muss. Der speziell konstruierte Volantakolben ist servicefrei und ermöglicht jahrelang sichere Wasserförderung;
  • das große Schwungrad mit Gegengewicht macht das Pumpen leicht - ohne Rückenschmerzen zu verursachen;
  • sie kann Wasser bis aus einer Tiefe von 100 m hochheben

Gemäß dieser Informationen schien uns die Volantapumpe für das brasilianische Trockengebiet geeignet. Sie musste aber in der Praxis erprobt werden.

  • Wie leicht oder schwer ist die Montage?
  • wie kommt die Bevölkerung damit zu Recht?
  • stimmt die versprochen Fördermenge?
  • wie sieht es mit der Verlässlichkeit der Pumpe aus?
  • wie stehen NGO´s und öffentliche Stellen dazu?

Um das feststellen zu können, war es notwendig einige Pumpen aus Holland zu importieren und an repräsentativen Stellen im Nordosten zu installieren. Das Problem war nur, wie soll´s finanziert werden?

Wir trugen das Problem an die Mandacaru Gruppe in Deutschland heran http://home.t-online.de/heinz-peter.vetten/mandacaru/, die dann in langer Kleinarbeit von verschiedenen Stellen den Betrag zusammenbrachte. Es beteiligten sich an der Finanzierung folgende Gruppen:

  • Runder Tisch Hückelhoven, Hückelhoven
    c/o Dr. Hans Latour, Ehlersstr. 15, 41836 Hückelhoven
    [ Das Pumpenprojekt wurde von der Stadt Hückelhoven im Rahmen der Förderung kommunaler Projekte der Entwicklungszusammenarbeit finanziert! Die Verantwortlichkeit der Durchführung liegt bei den Organisationen der Zivilengesellschaft, die beim Runden Tisch, Hückelhoven, mitarbeiten.]
  • Eine Welt Laden Hückelhoven e.V. , Hückelhoven
    c/o Hans-Georg Lippert, Am Ohof 15, 41836 Hückelhoven
  • AG Eine Welt vom Cusanus Gymnasium, Erkelenz
    c/o Bruno Bürger, Leipziger Str. 15, 41836 Hückelhoven

Zusammenbau einer PumpeDer Kauf und Transport erfolgte über die Begeca in Aachen und für den Import zeichnete sich hier die Caritas verantwortlich. Es war ein monatelanges Gerangel in Brasília, bis wir die Zollfreiheit erreichen konnten. Man wollte nicht glauben, dass in Brasilien keine modernen Handpumpen hergestellt werden.

Per Schiff kam alles nach Salvador Bahia. Es waren zwei große schwere Holzkisten, die dann per LKW die letzten 500 km bis nach Juazeiro zurücklegten.

Wir hatten drei komplette Sets bestellt. Pumpen, Brunnenrohre (75 mm Durchmesser), Pumpmechanismus, Gestänge, Abstandsringe für´s Gestänge, Gewindezement etc. und sämtliche zur Montage notwendigen Werkzeuge.

Die beigelegten Anleitungen, in Englisch und einem sehr schlechten Portugiesisch, ließen uns anfangs die Haare zu Berge stehen. Bei der ersten Installation im Munizip Curaçá sahen wir aber, wie perfekt die Pumpe gefertigt war. Es war wie der Zusammenbau eines Kinderspielkastens, wo die einzelnen Teile logisch zusammenpassen und in der Größe und im Spiel satt zusammengehen. In keinem Moment benötigten wir etwa eine Feile, Bohrer, Eisensäge oder Schmirgelpapier. Es passte einfach.

(Von wegen Kinderspielkasten: wenn man davon absieht, dass es einige Muskelkraft benötigt 30, 40 m ins Bohrloch hängendes Brunnenrohr oder Pumpengestänge händisch zu halten.)

In Juazeiro wurden die drei Sets aufgeteilt und dann mit einem Klein-LKW des IRPAA noch einige hundert Kilometer bis zum Einsatzort gefahren.

Diese Orte waren schon von langer Hand ausgesucht worden. Es sollten Dörfer sein, wo der Wassermangel besonders gravierend ist, die Bevölkerung organisiert ist und eine Basisorganisation den Einsatz der Pumpe begleiten kann. An diesen Orten gibt es Rohrbrunnen aber ohne Pumpen und mit angemessener Trinkwasserqualität.

Es waren jedes Mal zwei Fahrten im Abstand von einigen Wochen notwenig. Auf der ersten wurde ein Teil des Materials mitgenommen und der Betonsockel gegossen. Die zweite diente dann der Installation.


Inbetriebnahme einer PumpeIn folgenden Orten wurden Pumpen installiert:

  • Munizip Curaçá, im Dorf Santa Bárbara, Bundesstaat Bahia, installiert am 22.5.2001. Curaçá liegt rund 100 km von Juazeiro entfernt und Santa Bárbara 88 km vom Sitz des Munizips. Verantwortlich für die Begleitung des Brunnens ist die lokale Organisation PROCUC, die mit IRPAA und der munizipalen Wasserkommission zusammenarbeitet.

    In Santa Bárbara erreichten die Rohre 40 Meter Tiefe, die Pumpe steht 28 m im Wasser. Die Pumpe wurde zum Schutz gegen Regen und Sonne überdacht, und alles wurde umzäunt. Eine Viehtränke wurde eingerichtet.

    Das Wasser ist etwas salzig, aber für die Tiere und den normalen Gebrauch voll geeignet. In der Trockenzeit wird es auch von Menschen getrunken. Der Brunnen ist die einzige permanente Wasserquelle. 30 Familien von vier umliegenden Dörfern holen dort ihr Wasser und rund 1.500 Tiere, hauptsächlich Ziegen und Schafe, stillen ihren Durst.

    Bis zur Installation der Pumpe mussten die Familien von weit her in Fässern auf Eselsrücken das Wasser holen bzw. die Tiere in langen Märschen zum nächsten Wasserloch treiben.
     
  • Munizip Campo Alegre de Lourdes, im Dorf Pedra Branca, Bundesstaat Bahia, am 21.7.2001; Pedra Branca liegt rund 200 Km von Juazeiro entfernt. Verantwortlich für die Begleitung des Brunnens ist die munizipale Landarbeitergewerkschaft. Diese erhält Assessorie von von der diözesanen Caritasorganisation. http://www.caritasbrasileira.org/

    In Pedra Branca ist die Rohrtiefe 45 m und die Pumpe steht 15 m im Wasser und liefert fast 2.000 Liter Wasser pro Stunde. Das Wasser ist ganz leicht salzig, schmeckt wie ein kräftiges Mineralwasser. Der Wassermangel ist derart, dass die Leute in Schichten arbeiten. Untertags steht die Pumpe den Nachbarn aus der Umgebung zur Verfügung und abends und nachts den unmittelbaren Dorfbewohnern. Der Brunnen ist die einzige Wasserquelle für die folgenden umliegenden kleine Ansiedlungen: Ramalho, São Gonçalo, Contenda, Lagoa do Meio, Tamburio, Barra. Es sind 80 Familien und deren Tierherden. Die Pumpe wurde überdacht und umzäunt. Man plant im heurigen Jahr einen kleinen Gemeinschafts-Gemüsegarten anzulegen.
     
  • Munizip Nazaré, Dorf Paracati, Bundesstaat Piaui, am 8.9.2001, ca. 50 km von Floriano und ca. 400 km von Juazeiro entfernt. Für die Begleitung zeichnet der Kleinbauernverein "Associação de Pequenos Produtores da Comunidade Paracati". Der Kleinbauernverein arbeitet mit der Diözesancaritas der Diözese Oeiras Floriano zusammen.

    In Paracati wurde die Rohre auf 35 m abgesenkt. Der Wasserspiegel ist nur 5 m unter der Bodenoberfläche. Dadurch ist die Pumpleistung auch enorm: 1 Liter Wasser pro Sekunde. Das Wasser hat beste Qualität. Der Brunnen befindet sich neben einer Schule, dient also dem Dorf und der Schule und ist auch hier die einzige Wasserquelle. Die Pumpe versorgt im Dorf 33 Frauen, 46 Männer und 32 Kinder. außerdem noch 20 weitere Personen aus Häusern in der Umgebung.

    Der Brunnen wurde umzäunt und für die Pumpe ein Häuschen errichtet. Es ist geplant, in diesem Jahr noch einen gemeinschaftlichen Gemüsegarten anzulegen.

Rückmeldungen aus der Bevölkerung:

  • Ziehen die Handpumpe dem Windrad vor, weil sie nur dann in Betrieb genommen wird, wenn wirklich Wasser benötigt wird, die Fördermenge größer ist und die Windradpumpe meistens wegen mechanischer Probleme still steht.
  • Der große Vorteil ist, dass weder Strom- noch Dieselkosten entstehen.
  • Auch alte Leute und Kinder können Wasser schöpfen, weil die Pumpe sehr leicht zu betätigen ist.
  • Alle umliegenden Dörfer aus den drei Regionen wünschen auch für ihren Ort eine solche Pumpe.

Die Munizipalverwaltung von Curaçá und die Caritas sind an einer lokalen Produktion in Brasilien interessiert und wollen sich daran beteiligen. Auch die NGO Sasop, mit Sitz in Salvador und einem Büro in Remanso, Bahia, (nahe Campo Alegre de Lourdes) zeigt Interesse.
 


Wie soll es weiter gehen? Der Import aus Holland von weiteren kompletten Pumpen wird nicht in Erwägung gezogen. In Europa hergestellt, sind sie teurer, dazu kommen die Transportkosten und die praktische Unmöglichkeit, bei größerer Stückzahl hier in Brasilien die Zollfreiheit zu erreichen.

Es wurde anfangs die Frage aufgeworfen, ob in Brasilien die entsprechenden Rohmaterialien und Vorprodukte zur Verfügung stehen. Diese Frage kann mit ja beantwortet werden. Auch die vorhandenen Geräte, Maschinen und sonstige industrielle Anlagen stehen denen in Europa kaum nach.

Man könnte dem Beispiel Afrikas folgen, wo bereits zwei kleine Fertigungsstätten für diese Pumpe eingerichtet wurden. Gemäß Paul van Beers haben aber Unternehmen, die sich nur auf eine Gerät spezialisieren, oft Überlebensschwierigkeiten, weil der Fluss der Bestellungen immer unregelmäßig ist.

Oder man könnte , ähnlich wie in Holland, ein mittleres Industrieunternehmen suchen, das dann unter rigoroser Qualitätskontrolle die Pumpen herstellt.

Oder bei Kolping anfragen, wo sie in Brasilien industrielle Fertigungsstätten begleiten, die für die Herstellung solcher Pumpen ausgerüstet sind.

Oder, in einem ersten Schritt bis auf die Pumpe, den heikelsten Teil, ca. 50 cm lang und 6 cm im Durchmesser, die restliche Komponenten in Brasilien herstellen. Da wäre auch der Import leichter, weil der Großteil des Produktes nationalen Ursprunges ist. Erst später, wenn alles klappt und gut organisiert ist, sollte man in die volle brasilianische Produktion einsteigen.

Der identische Bericht geht in der portugiesischen Übersetzung an unsere Partner hier in Brasilien.

Juazeiro, 5/1/2002

José Moacir dos Santos, Coordenador
Harald Schistek
Maria Oberhofer